Sieben Tore in der ersten Hälfte
FCN verliert gegen Reutlingen mit 3:4
Wenn Teo Rus als Gästetrainer im Nöttinger Panoramastadion auftaucht, dann scheint Spektaktel garantiert.
In der Saison 2015/16 musste er sich mit dem 1. CfR Pforzheim beim 4:4 noch mit einem Punkt begnügen. Jetzt hat er bei einem ähnlichen Torfestival mit dem SSV Reutlingen drei Punkte entführt: 4:3 siegten die Schwaben in einer verrückten Oberliga-Partie, in der alle sieben Tore schon vor der Pause fielen. „Ich glaube, heute sind Weihnachten, Ostern, Geburtstag und Muttertag auf einen Tag gefallen“, sagte FCN-Trainer Dubravko Kolinger nach einer temporeichen Partie, in der sich die Gastgeber aufgrund der zweiten Hälfte einen Punkt verdient gehabt hätten. Aber am Tag der offenen Tore machten die Nöttinger am Ende einen Fehler mehr als die Reutlinger – und das wurde bestraft.
Dabei muss man vor der Leistung der Gastgeber den Hut ziehen. Angesichts der Personalnot stand mit Oliver Gabel dieses Mal sogar ein A-Jugendlicher in der Startformation. Und weil Holger Fuchs studienbedingt erst kurz vor Spielende eintraf, saß der Abwehrroutinier zunächst nur auf der Bank. Das trug sicherlich auch dazu bei, was sich zwischen der 12. und 42. Minute im Panoramastadion abspielte. Sieben Tore in 30 Minuten haben auch erfahrene Fußballfans noch nicht so oft gesehen. Viele der Tore wurden – wie sollte es anders sein – durch krasse Fehler begünstigt.
Das 1:0 für Reutlingen war aber eine gut ausgeführte Standardsituation: Ecke Eiberger von links, Kopfball Pieringer am kurzen Pfosten – Tor (12.). Die Nöttinger kamen nach etwas Anlaufzeit besser ins Spiel und neun Minuten nach dem 0:1 zum Ausgleich, als Bilger nach einer Hereingabe von Eray Gür seinen Gegenspieler versetzte und platziert traf.
Die Freude währte aber nur kurz, denn es folgte die Zeit der Abwehrpatzer. Beim 1:2 eilte Andreas Dups etwas übereifrig aus dem Tor, wurde am linken Strafraumrand ausgespielt und Raphael Schneider versenkte das Leder aus spitzem Winkel (22.). Vor dem 2:2 ließ sich Reutlingens Marco Di Biccari von Bilger den Ball abjagen, Rouven Wiesner foulte Bilger im Strafraum und Brenner verwandelte den Elfmeter humorlos. Dieses Mal dauerte es zwei Minuten, bis der SSV wieder in Führung ging. Colin Bitzer geriet ein Rückpass zu kurz, Sidy Niang spritzte dazwischen, umkurvte Dups und es stand 2:3. Den nächsten FCN-Patzer, ein Missverständnis zwischen Timo Brenner und Dennis Schneider, nutzte Eiberger zum 2:4 (40.). Diesesmal schlug Nöttingen schnell zurück, als Leutrim Neziraj eine schöne Kombination über die linke Seite mit dem 3:4 abschloss (42.). Danach parierte Dups großartig gegen Raphael Schneider, dann durften die Spieler erst einmal Durchschnaufen.
Nach der Pause kam Holger Fuchs, Timo Brenner rückte ins zentrale Mittelfeld auf, die Nöttinger standen nun deutlich stabiler. Hatte Reutlingen die erste Hälfte dominiert, waren nun die Gastgeber tonangebend. Doch weil Neziraj (52.), Gabel (53.), Fuchs (55.) und Gür (74.) gute Chancen nicht nutzen konnten, belohnte sich der FCN für eine engagierte Leistung nicht mehr. „Die Einstellung und der Wille waren da, aber ganz vorne hat die nötige Präzision gefehlt“, ärgerte sich Mario Bilger.